Minestrone: Italianità im Suppenteller

Minestrone: Italianità im Suppenteller

Keine Suppe ist so fröhlich bunt und vielfältig wie die Minestrone. Die Suppe mit dem südlichen Flair kennt man sowohl im Tessin wie auch in Italien, und man ist sich nicht einig, wer sie «erfunden» hat. Es müssen fantasievolle Geniesser gewesen sein, denn die Minestrone steckt voller kulinarischer Überraschungen.

Sonne, Süden, Suppenkunst

Wenn draussen der Wind um die Ecken pfeift und die Sonne sich rar macht am milchig-weissen Himmel, dann gibt es einen fantastischen, fröhlichen Seelenwärmer aus dem Süden, der uns bunte Italianità im Suppentopf beschert: die Minestrone. Wer kennt sie nicht, diese klassische Gemüsesuppe, die gerade im Herbst und Winter in vielen Grotti, Landgasthöfen und Restaurants der Hit ist? Sie ist nahrhaft, bodenständig und gesund, wärmt den Magen und die Seele und erfreut das Auge.

Jeder Koch, jede Hausfrau kennt eine eigene Variante und gibt der Minestrone eine persönliche Note. Erlaubt ist, was schmeckt: Je nach Jahreszeit, Tradition und persönlichen Vorlieben variieren die Zutaten von Küche zu Küche, von Region zu Region. Welche Minestrone ist Ihr Favorit?

Köstlich! Eine echte, reichhaltige <b>Minestrone,</b> wie sie im Tessin gemacht wird.
Köstlich! Eine echte, reichhaltige Minestrone, wie sie im Tessin gemacht wird.

Wer hat die Minestrone erfunden?

Eine feine Minestrone ist schnell zubereitet und schnell gegessen. Eigentlich war sie, ganz ähnlich wie die Pizza, eine Armeleutespeise – ein klassisches Resteessen, aber mit Pfiff und Tradition. Verwendet wurde, was gerade verfügbar war: Gemüse aus dem Garten, ein Stück Speck aus der Vorratskammer, als Beigabe noch Teigwaren oder Reis, und fertig war der nahrhafte Eintopf für die Familie.

In Italien streitet man sich noch heute, in welcher Region die Minestrone erfunden wurde. Tatsächlich gibt es traditionelle, regionale Variationen: In Genua und Ligurien gehören Auberginen und Pilze hinein, verfeinert wird sie mit Pesto genovese, Speckwürfel sind verboten. In Mailand und in der Lombardei gibt man eine Handvoll Risottoreis hinein, in der Toskana Nudeln, in den Abruzzen verwendet man sowohl Speckwürfel als auch Fleischwürfel vom Schweinskopf, statt Wirz und Bohnen wie im Norden kommen hier Weisskohl, Linsen und Steckrüben dazu.

Generell kann man sagen, dass in Norditalien und im Tessin mit Vorliebe Erdgemüse wie Rüebli, Kartoffeln, Zwiebeln und Sellerie verwendet wird, im Süden eher Stangengemüse wie Erbsen und Kichererbsen, Tomaten, Bohnen und Kefen - die Zutaten schliessen sich gegenseitig jedoch nicht aus und sind auch von Jahreszeit und Verfügbarkeit abhängig. Eine Sommer-Minestrone ist leichter und kann zum Beispiel auch Zucchini, Broccoli und Spinat enthalten, eine Winter-Minestrone wird eher auf Basis von Kartoffeln, Wirz, Bohnen und Linsen zubereitet – Hauptsache, es schmeckt. Die Sommer-Minestrone wird manchmal sogar kalt serviert, ganz ähnlich wie die spanische Gazpacho.

Minestrina, Minestra, Minestrone

Suppen in verschiedenen Variationen gabs bereits in der Steinzeit: Es waren breiartige Speisen auf Basis von Wasser, Getreide und anderen Zutaten. Bereits vor 6000 Jahren wurden in Mesopotamien Suppen gekocht. Diese Tradition verbreitete sich bald auch in Ägypten, Griechenland und bei den Römern und hielt in Mitteleuropa vor ca. 5000 Jahren Einzug. Die Suppen wurden damals oft mit Brot oder Fladen gegessen, und es gab auch die «Frühstückssuppen» auf Basis eines Getreideschrotbreis – eine Variante, die sich bis heute in Form von Porridge und Haferbrei gehalten hat, wenngleich nur in einigen Teilen Europas.

Die «modernen» Suppen kennt man seit der Renaissance. Die Basis für eine gute Suppe bildete in jener Epoche eine Fleischbrühe, die mit verschiedenen Zugaben wie Gemüse, Fleischstückchen, Eiern oder Brotstücken angereichert wurde, je nach Budget und Saison. Bauer, Bürger und Edelmann assen sehr unterschiedlich. Die bäuerliche Landbevölkerung kochte bescheidene Suppengerichte wie Erbsenbrei oder Gemüsebrühe mit Brotkrumen, der Adel und reichere Bevölkerungsschichten konnten sich opulente Eintöpfe mit reichlich Fleisch und anderen Köstlichkeiten (z.B. Spargeln) leisten.

Einen immer stärkeren Einfluss auf die Zutaten und die Verfeinerung der Rezepte hat dann zunehmend die französische Küche genommen. Bouillons, Consommés, Potages, Purées, Coulis, Bisques, Crèmes und Veloutés waren geboren.

Die Italiener unterteilen ihre Suppen, ähnlich wie die Franzosen, in klare und gebundene Suppen, Minestroni und Zuppe (letztere haben eingetauchte, geröstete Brotscheiben als «Boden»). Der Volksmund spricht oft auch von leichten Süppchen («minestrine»), gehaltvolleren Suppen («minestre») und «dicken» Gemüsesuppen («minestroni»).

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Gemüse schnippeln: Kinder helfen gerne mit!

Die Minestrone ist heutzutage ein Synonym für eine gehaltvolle Gemüsesuppe, die je nach Region und Vorliebe noch mit Bauchspeck (Pancetta), Parmesan oder Sbrinz, Brotcroutons, Knoblauch oder Pesto veredelt wird. Die meisten Rezepte enthalten auch Borlotti-Bohnen. Verwendet man getrocknete Bohnen, müssen diese vor der Verwendung während ca. zwölf Stunden in Wasser eingeweicht werden. Eine Minestrone ist alles in allem schnell zubereitet, kann lange warm gehalten werden und lässt sich auch problemlos portionieren und einfrieren.

Es macht Spass, die verschiedenen Gemüsesorten in Scheiben, Rädli, Würfel, Stängeli und Ringli zu schneiden. Der fröhliche Farbenmix lässt gute Laune aufkommen! Und vielleicht helfen auch manche Kinder fleissig dem Mami beim Schnippeln und Rüsten. Wie wärs mit kleinen, lustigen Figuren, die man aus Rüebli & Co. ausstanzt und in den Suppentopf gibt?

Minestrone – che confusione!

Wenns drunter und drüber geht in Italiens Küchen, Häusern und Parkhäusern, Supermärkten, TV-Shows, in Politik, Familie und Gesellschaft, dann sprechen pfiffige Journalisten und der italienische Volksmund von einer «minestrone» und meinen damit ein totales Chaos.

Die Minestrone ist präsent in Musik, Theater und Literatur, sie inspirierte Dichter und Musiker, zum Beispiel die Band 10CC zu ihrem Song «Life is a minestrone, served up with parmesan cheese». Innovative Spiele-Erfinder haben ein kulinarisches Kartenspiel ausgetüftelt, es heisst «Minestrone» und ist für zwei bis vier Spieler (ab 6 Jahren) geeignet. Fünf Minestrone-Rezepte stehen zur Auswahl. Die Spieler sollen die erforderliche Anzahl an Zutaten für die verschiedenen Rezepte als Spielkarten vor sich ablegen. Wer in kürzester Zeit die meisten Rezepte vervollständigt, gewinnt.

Ja, das Leben ist manchmal wirklich eine bunte, fantastische Minestrone … Geniessen wirs und lassen es uns schmecken!

Text: Christine Koethe
Aktualisiert: 11. Oktober 2021

Das Leben ist manchmal wirklich eine bunte, fantastische Minestrone.
Das Leben ist manchmal wirklich eine bunte, fantastische Minestrone.